Die Faszination Wald hat viele Facetten. Für einige ist er Lebensquelle, für andere Sport- und Freitzeitstätte, und die Realisten unter uns sehen den Rohstoff. Einigen ist er ein Ort der Entspannung und Erholung. Wohl dem, der in der Lage ist, sich seine „Auszeit“ vom Alltag im nahen Wald zu nehmen. Er ist befreit von Anreise- und Planungsstress und leistet einen Beitrag zum Umweltschutz. Ein eindeutiger Gewinn für das Lebensgefühl!

Und wieso halten wir uns so gerne auf im Wald? Womit steigert er unsere Lebensqualität?

Mal abgesehen davon, dass er Sauerstoffproduzent ist und erheblich CO2 kompensiert, Staub filtert, die Luft spürbar klarer macht. Eine ausgewachsene Buche bindet ca. 12 kg CO2 im Jahr, je nach Alter und Größe. Nadelbäume sind da sogar noch effektiver. Dem gegenüber steht der steigende Verbrauch des Menschen, der global stark variiert. (Zum Vergleich: Ein Bürger von Katar verursacht einen Verbrauch von über 30 t CO2 im Jahr. In Deutschland liegt der Verbrauch bei unter 10t/Kopf pro Jahr. In vielen afrikanischen Ländern bei unter 1t/Kopf/Jahr.)

Wälder sind nicht nur die grüne Lunge der Erde sondern Gesundheitszentren für unseren Körper, Geist und Seele!
Bäume setzen Öle frei, deren Duft positiv für den Menschen wirken, schon während eines Spaziergangs. Besonders Fichten- und Zirbelkieferöl sind bekanntlich Heilmittel. Und die Germanen sollen schon Birkenwasser gewonnen haben im Frühjahr, um Lebensgeister zu wecken. Waldkräuter finden Verwendung in Haus und Apotheke, früher wie heute. Eine Liste wäre lang.
Der Wald zieht uns magisch an. Aberglaube und Religiösität ließen Kultstätten in Wald und Feld entstehen. Es geht um Fruchtbarkeit, Wachstum, Kraft, Leben und Tod. Diese Kultstätten werden oftmals flexibel gedeutet, wie z.B. die Externsteine im Teutoburger Wald oder der Wald von Paimont in der Bretagne und leider somit auch instrumentalisiert. Sie verlieren deswegen aber nicht ihre mystische Ausstrahlung. Eine Ahnung bekommt man bei besonderem Lichteinfall zwischen Baumstämmen, auf einer Lichtung oder beim Blick nach oben, wo sich die Baumkronen schützend über uns beugen.
Mit Einrichtung von Trauerwäldern schließt sich für einige von uns auch heute der Kreis des Lebens, wenn ihre Asche am Fuße eines Baumes zur letzten Ruhe gebettet wird.
Der Dichter Hermann Hesse spricht bei Bäumen von „Heiligtümern“. Ebenso inspiriert der Wald Maler und Architekten bei ihren Arbeiten. Im Buchenwald können wir es sofort erkennen: Ihre erhabenen, grauen Stämme erinnern uns an gotische Säulen. Die Assoziation, der Wald ist das natürliche Vorbild des Kirchenraumes, ist hergestellt. Hier findet der Mensch einen Ort der Besinnung und Geborgenheit. Gleichermaßen bedeutend für Atheisten, Agnostiker und Anhänger aller Religionen.

Die Natur ist die Gebende, der Mensch der Nehmende. Das zwingt uns zur Nachhaltigkeit. Besonders deutlich wird uns das dort, wo wir von Natur umgeben sind. Der Wald kann ohne uns, wir können nicht ohne den Wald. Wir können von ihm zehren und lernen, er ist uns Lebensraum und Vorbild. Es ist unsere Lebensaufgabe, der Natur den Respekt zu erweisen, den sie nicht nur verdient, sondern der ihr zusteht.

„Dort in Sonne und Schatten halte ich Äste oder schlanke Stämme liebevoll umfasst, ringe mit ihrer harmlosen Stärke und weiß, dass die Lebenskraft von ihnen auf mich übergeht.“ (Walt Whitman)

Der Mischwald ist übrigens in seiner Vielfalt besonders gesund. Er ist resistenter gegen Schädlinge und bietet durch die unterschiedliche Beschaffenheit des Holzes auch eine geringere Angriffsfläche gegen Wind und Wetter. Philosophisch betrachtet ist das ungemein inspirierend! Aber das wäre ein anderes Thema…

Quellenangaben:
www.wald.de
www.statista.com
www.waldpädagogik.de