Studio

RuthEECordes

 

Marterburg 7a | 28195 Bremen

 

Malerei – und was aus einem besonders freundlichen Angebot einer Kulturförderin wachsen kann

 

VeranstaltungenImpressionen

Ein Ladenlokal mit kleinem Atelier

Im Herbst 2017 erhielt ich einen Anruf.
Mir wurde ein Ladenlokal im Schnoor angeboten. Nicht, wie ich zuerst vermutet hatte, in  Zwischennutzung, sondern ganz regulär gemietet.
Es fiel mir nicht schwer, dankend zu verzichten. Den Mehraufwand an Arbeit und auch die Kosten wollte ich mir auf keinen Fall zumuten.

Die Anruferin  und Eigentümerin der Räume – wir kannten uns vom Sehen auf Kunstveranstaltungen – blieb hartnäckig. Ich solle es mir auf jeden Fall anschauen, bevor ich absage. Zufällig war ich tatsächlich wenige Tage später im Ausspann im Schnoor verabredet und sagte zu, mir das Geschäft von außen anzuschauen. Sie würde kommen, meinte sie. Dann könne ich auch von innen besichtigen.
Es war ein außergewöhnlich schönes kleines Lädchen im neuen Schnoor, mit preisgekrönter Architektur, Marterburg 7a. Aber ich sagte „Nein“. Eine gewerbliche Anmietung bedeutet in der Regel Mietbindung und die Vorstellung davon versetzte mich direkt in Stress. Ebenfalls konnte ich eine Mietsicherheit z.B. nicht leisten. Tatsächlich hielt ich seit Monaten Bilder zurück, da eine große Ausstellung im Mai 2018 geplant war. Dafür war ich in Vorkasse gegangen und somit nicht mehr sehr liquide. Ich dankte freundlich und hielt die Angelegenheit für erledigt. Aber sie konterte: „Eine Mietbindung müssen wir nicht eingehen. Du kannst jederzeit raus. Und von Sicherheit haben wir ebenfalls nicht gesprochen! Gerne kannst Du mir ein Gemälde überlassen. Aber bitte nicht zu groß. Nicht, dass die Versicherung mich zu sehr belastet.“ Sie wolle auf jeden Fall sehr gerne Kunst in ihren Räumen, sehr gerne von einer KünstlerIn.
Von solchen Situationen erlaubt man sich vielleicht mal zu träumen, aber kann man sowas real erleben?

„Weserburg“, „Künstlerviertel Schnoor“, „Kunsthalle“ … was für ein inspirierendes Umfeld.

Letztlich sagte ich dann zu, aber mit der Vorstellung von vielleicht 3 Monaten Laufzeit. Ich wünschte mir 6 Monate, dann könnte ich meine Ausstellung „Suche nach innerer Heimat“ im Mai in Ruhe vorbereiten.
Am 9.12. war Eröffnung. Nur wenig später war sicher, dass ich bis Mai werde bleiben können. Und auch ein erster Gast-Künstler zog für 4 Wochen ein mit seinen zauberhaften Zeichnungen: Markus Gefken – „Paula im Porträt“ – eine Hommage an Paula Modersohn-Becker.

Dem ersten Gast folgten 46 weitere. Einige kamen zwei-, dreimal oder öfter und stellten aus, musizierten, lasen, diskutierten. Nirgendwo kann man wohlmöglich so wunderbar Themen in der Kunst öffentlich machen, als mitten in der Stadt in einem per se atmosphärisch reichen Viertel wie dem Schnoor. Denn der Mensch lebt für den Drang nach Ausdruck.
Und das ist, was ich wollte: Malerei und Begegnungen, Austausch. Auf keinen Fall Kunst als Kommerz!
Mit der Erfahrung aus Zeiten im Zwischennutzungsmanagement war mir bewusst, dass der Luxus dieses außergewöhnlichen Standortes und seiner charmanten Architektur entsprechend genutzt werden muss. Schließlich weiß man nie, wann die glückliche Phase zuende ist. So kam es zu einer beachtlichen Anzahl an Ausstellungen und Veranstaltungen, einer Fülle von lieben Gästen und Mitwirkenden. Schwerpunkt war durchgehend, der Entwicklung einer ich-bezogenen Gesellschaft etwas entgegen zu setzen.  Ausstellungsfläche zu nutzen, um auf Themen aufmerksam zu machen. Alles auch nachzulesen, wer mag, in den Blog-Beiträgen.
Nach fast 4 Jahren schließt das Studio im Schnoor nun.

Das kleine Studio war eine Oase. Ich steckte Energie rein und sie kam mannigfach zurück.
Einzig die Muße kam zu kurz und ging über die letzten Monate der Pandemie vollends verloren. Aber die kommt wieder. Ich schau nach vorne und bin sehr gespannt. Freue mich, dass ich in Bremen bleiben werde und somit die liebgewonnenen Beziehungen zu Kollegen und Gästen des Studios in der Marterburg weiterhin pflegen kann.

 

Gäste im Studio, 2017 – 2021:
Markus Gefken, Udo und Heinrich Richter, Nicholas Doig, Johannes Festerling, Ilona Tessmer, Christiane Palm-Hoffmeister, Ute Bescht, Nick Gibbs, Kirsten Vogel, Christine Franke, Erwan Tacher, Nia Wohlgemuth, Conrad Schwenke, Dominik Banaschek, Dietmar Brandstätter, Peter C. Creuzburg, Scarlett Fink, Elisabeth Fitting,  Karin Friedrichs,  Elisabeth Schüller-Köster, Anja Stahmann, Janine Jaeggi, Martin Sasse, Conny Wischhusen, Clemens Niewöhner, Kim Peters, Gerd Kadzik, Günter Ludwig, Ruth Degenhardt, Evita Emersleben, Karin G. Bliefernich,  Christiane Böttcher, Thomas Tiensch, Elke Bührmann,  Ida Büssing, Heidrun Wolf, Melanie Neuhöfer, Karsten Block, Angelika Ehrhardt-Marschall, Tara Frese, Reiner Madena, Ernst Matzke, Bärbel Rickleffs-Bahr,  Sonia Riera-Apel, Rainer Schmidt, Burkhard Tegeler