Über zwölf Monate beschäftigte ich mich gedanklich mit der gegenwärtigen Situation.
Krisen wohin man schaute. Erschöpfung machte sich breit um mich herum, aber auch bei mir.
Ich wollte diese Zeit festhalten. Fixieren, in welchem Ausmaß unser Alltag plötzlich von Ausnahmesituationen bestimmt war. Fest überzeugt, dass es hilfreich ist, die Zukunft besser gestalten zu können, wenn man die Vergangenheit reflektiert.
Die Pandemie hat Probleme überdeutlich gemacht, die bereits lange existierten.
Die Bedürfnisse der Kinder und der Alten fielen der Bekämpfung des Virus zum Opfer, ebenso die Klimapolitik.
Während andere über Maskenpflicht diskutierten und sich mit lauten wissenschaftsfernen Meinungen unerreichbar machten. Corona hat dafür gesorgt, dass wir von Routinen abgekoppelt wurden. Und auch, dass wir mehr Zeit zuhause und in der Landschaft unserer Umgebung verbrachten. Zeitweise konnten wir ungewohnte Stille genießen.
Einiges wurde in der Entwicklung beschleunigt, einiges warf uns um Dekaden zurück.
Als Künstlerin beobachtete ich intensiv meine Umgebung. Auch die Entwicklungen in der Kunst- und Kulturwelt in fern und besonders in nah.

In nur 6 Monaten entstanden dann 2021/22 etliche mittelformatige und großformatige Arbeiten in Öl und Acryl.
Dazu über 50 Landschaftsmantras, eine kleinformatige konzentrierte Darstellung von Landschaft und Flora.
Sowie in Gemeinschaftsarbeit mit Julia Vogel von der CRAFTSCHÖPFEREY in Ganderkesee Holztafeln in Mixed-Media, u.a. Siebdruck.
Ingolf Heinemann – Fotograf und Geschäftsführer des Kunstvereins Wunstorf – schrieb leidenschaftliche Texte, denen man anmerkt, dass das Thema der Malerin sich mit dem seinen sehr deckt. Auch er hat die vergangenen Jahre als besonders belastend, irritierend und erschöpfend empfunden und reflektiert dies in seinen Texten.

„Der Katalog – wobei ich es lieber Manifest nennen möchte – ist das Ergebnis eines effektiven Zusammenspiels der verschiedenen Mitwirkenden. Es ist ein Flechtwerk verschiedener Darstellungsformen und verschiedener Themen, die die Komplexität und Problematik der vergangenen zwei Jahre spiegeln und in Bildern, Texten und Zitaten eindringlich und aspektreich belegen.“
(Ingolf Heinemann, Juli 2022)

Im Folgenden sehen Sie einen Auszug aus dem 72-seitigen Dokument.
Die Übersetzung ins Englische gibt es nur hier im Blog-Beitrag.

Mein besonderer Dank gilt dem Weser-Hunte-Verband für die Förderung,
ohne die mein Vorhaben, die vergangenen Jahre aufzuarbeiten, nicht hätte statt finden können.

RuthEECordes | Syke | 2022

Presse: Kreiszeitung, Michael Walter, 15.09.2022
Presse: Weserkurier, Lina Wentzlaff, 4.10.2022 

Leben ist Malen- Malen ist Leben

Essay von Ingolf Heinemann (Auszug)

,,Wer bislang meinte, dass das Fundament, auf dem wir unsere Demokratie aufgebaut haben, unbeschränkt belastbar und tragfähig ist, muss feststellen, dass es Kräfte gibt, die kräftig an diesem Fundament nagen wie Wühlmäuse und es zu destabilisieren suchen. Sie verstehen es beunruhigend gut, die Krise und den Krieg für sich zu instrumentalisieren,indem sie hemungslos Benzin ins Feuer gießen.“

„Anyone who has thought that the foundations on which we have built our democracy is indefinitely resilient and sustainable must realize that there are forces that are gnawing away at this foundation like voles and are trying to destabilize it. They understand it disturbingly well to exploit the crisis and the war for themselves and their goals by pouring petrol on the fire and speculating on destroying the foundations of democracy through their sabotage.“ Ingolf Heinemann, essay to the catalog „2020 – state of mind I“

,,Die Stimme der Kunst kann Mut machen und Hoffnung schenken, dass am Ende des Tages Kunst und Kultur, Menschlichkeit und Nächstenliebe den Sieg davon tragen werden. Deshalb darf die Kunst weder verstummen noch mundtot gemacht werden.“
Ingolf Heinemann

„The voice of art can give courage and hope that, at the end of the day, art and culture, humanity and charity will win. Therefore, art must not be silenced.“

Acryl auf Leinwand
80 x 100 cm
2022

,,Selbst wenn sich das künstlerische Engagement wie ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt, muss dieser Kampf geführt werden, frei nach dem Motto, selbst wenn morgen die Welt unterginge, malte ich heute noch ein Bild. Ich weiß nicht, ob Ruth von diesem unerschütterlichen lutherischen Optimismus geleitet wurde, es sieht aber ganz so aus. Dieser Katalog jedenfalls belegt das in seiner Fülle, seinen unterschiedlichen Denkansätzen und ihrer überbordenen Schaffensfreude.“ (Ingolf Heinemann)


„Even
if the artistic engagement feels like a battle against windmills, this battle has to be fought, according to the motto, even if the world was going to end tomorrow, I still painted a picture today. I don’t know if Ruth was guided by this unshakeable Lutheran optimism, but it seems so. This catalogue, in any case, proves that in its abundance, its different approaches to thinking and its overflowing creative joy.“

Sehnen

Öl auf Leinwand
120 x 100 cm
2022

„Kunst war schon immer harte Arbeit. Nur die wenigsten können von ihrer Kunst leben. Ohne Brotberuf geht in der brotlosen Kunst nichts. Die Kunst hat ihren Preis und den muss eine Gesellschaft aufbringen, die den Anspruch hat, Kulturnation zu sein. Dabei dürfen Kunst und Kultur nicht dem Diktat der Renditeerwartung unterworfen werden, weil Kunst und Kultur einen anderen Mehrwert für die Gesellschaft erwirtschaften.“ (Ingolf Heinemann)

„Art has always been hard work. Only a few can live off their art. In breadless art, nothing works without bread. Art has its price and that must be paid by a society that claims to be a cultural nation. Art and culture must not be subjected to the dictate of the expectation of return, because art and culture generate a different added value for society.“

 
„Auszug aus einem Interview von Gerald Wessel vom Weser-Kurier, Januar 2021
mit RuthEECordes; Katalog Seite 35 oder lesen Sie den Artikel im Weserkurier

„Frage: Hatten die ersten Wochen (Anm.: …im Jahr 2020) auch was Gutes?
Natürlich, wie alles im Leben war auch diese Krise nicht rein schwarz. Irgendwann konnte ich die auch über den Sommer noch mittelbar anhaltende Ruhe genießen. (…) Aber inspirierend war zum Beispiel die Verlangsamung des Lebens und der freie Himmel ohne weiße Linien.“
Frage: Ich höre das oft von Künstlern. Was stört Sie persönlich derart an Flugzeugen und den von ihnen hinterlassenen Kondensstreifen?
(…) Das beruht auf dem Gedanken, dass die Welt doch schöner gemeint sein muss, als wir sie erleben. Was mich antreibt,  ist mein inneres Sehen einer Ordnung, die ich durch meine Malerei nach außen tragen möchte. Sie wird dadurch wahrhaftiger für mich.“

Question: Did the first weeks (note: . . . in the year 2020) also have something good?
Of course, like everything else in life, this crisis was not purely black. At some point I was able to enjoy the indirectly lasting tranquility over the summer. (. . . ) But inspiring, for example, was the slowing down of life and the open sky without white lines. „
Question: I often hear this from artists. What bothers you personally about airplanes and the condensation trails they leave behind?
(. . . ) This is based on the idea that the world must be more beautiful than we experience it. What drives me is my inner vision of an order that I want to carry out with my painting. It makes her more truthful to me. „

Jeder Anfang ist ein Akt der Freiheit.

Novalis

sense of nature III

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

conditio humana

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

panic & neglect

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

sense of nature II

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

sense of nature I

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

carework-systemic lack

Mixed Media
Lack, Öl
Siebdruck
auf Holz
40 x 40 cm
2022

Gedankensprünge begleiten uns,
werden zu Emotionssprüngen
und dazwischen bemühen wir uns um Balance.

Ingolf Heinemann
(Mai 2022)

Die Kunst in Zeiten der Pandemie

Essay von Ingolf Heinemann (Auszug)

„Wenn die Bekenntnisse zur Kunst nicht reine Lippenbekenntnisse bleiben sollen, sondern Ausdruck des politischen Willens, alles für die Kunst als „Grundnahrungsmittel“ zu tun, dann müssen Taten folgen. Pure Heuchelei ist es, wenn gleichzeitig Künstler am ausgestreckten Arm verhungern, weil Überbrückungshilfen und Sofortmaßnahmen an Bedingungen geknüpft sind, die die meisten nicht erfüllen können. Der pure Zynismus ist es, von Künstlern zu verlangen, ihr Instrument zu verkaufen, um sich damit erstmal über Wasser zu halten, bevor irgendwelche Rettungsmaßnahmen greifen. Dass der Musiker nach der Krise ohne sein Instrument dasteht, weil er gezwungen wurde, sich seiner Lebensgrundlage zu entziehen und an einer ALDI-Kasse versauert, scheint dabei nicht zu interessieren.
Es genügt bei weitem nicht, einmal im Jahr die Wagnerfestspiele in Bayreuth zu besuchen und dabei Deutschland als Kulturnation zu feiern, wenn gleichzeitig in großem Stil die bunte Kunstlandschaft zugrunde geht. Nicht allein die hoch subventionierten Theater und Museen sind es, die Deutschland zur Kulturnation machen. Vor allem und vielmehr sind es Abertausende von Künstlern und Kulturschaffenden, kleine Galerien, Bürgerinitiativen und über 300 Kunstvereine.“

„If the commitment to art is not to remain mere lip service, but an expression of the political will to do everything for art as a “basic food”, then action must follow. It is pure hypocrisy for artists to starve at the same time, because bridging aid and emergency measures are tied to conditions that most of them are unable to fulfil. Pure cynicism is to ask artists to sell their instruments in order to keep themselves afloat before any rescue measures take effect. The fact that the musician is left without his instrument after the crisis, because he was forced to lose his livelihood and wasted at an ALDI box office seems to be of no interest.
It is by no means enough to visit the Wagner Festival in Bayreuth once a year and celebrate Germany as a cultural nation when the colourful art landscape is being destroyed on a large scale. It is not only the highly subsidized theatres and museums that make Germany a cultural nation.“ … I.H. – state of

Hungerkünstler

Mixed Media
Buchseite ,,Der Prozess“,
Lack, Öl auf Holz
40×40 cm
2017/2022

Künstlerhunger

Mixed Media
Buchseite ,,Der Prozess“,
Lack, Öl auf Holz
40×40 cm
2017/2022

,,Die Not der Kulturszene ist noch lange nicht beendet, die Probleme sind noch lange nicht gelöst. Im Gegenteil. Mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine sind neue hinzugekommen mit noch nicht absehbaren Folgen, die mit galoppierender Inflation, dramatisch angestiegenen Preisen für Benzin und Heizöl, Gas und Strom bereits düstere Szenarien abzeichnen. Zur Klimakrise und zu allen anderen Konflikten kommt jetzt noch die Energiekrise hinzu.

Der Kampf muss weitergehen. Eine schöne Utopie, wenn es dabei nicht allein ums Überleben, sondern um ein Leben in Frieden und Freiheit, in Toleranz und Meinungsvielfalt, um ein Leben in Solidarität ginge. Jede Investition in Kunst und Kultur ist eine Investition in die Zukunft. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis endlich in die Köpfe vor allem derer geht, die im politischen Mandat Verantwortung für die Gesellschaft übernommen haben. Deshalb appelliert das Projekt 2020 wie viele andere auch an alle Verantwortlichen, nicht aus den Augen und dem Sinn zu verlieren, dass Kunst und Kultur nicht irgendwelche Krümel sind, die vom Kuchen politischer und wirtschaftlicher Interessen abfallen, sondern unverzichtbar.“
(Ingolf Heinemann)

 „The fight of the cultural scene is far from over, the problems are far from being solved. On the contrary. With Russia’s war against Ukraine, new ones have been added with unforeseeable consequences, with galloping inflation, dramatically rising prices for gasoline and heating oil, gas and electricity. On the climate, the crisis and all the other conflicts are now joined by the energy crisis.
The fight must go on. A beautiful utopia, if it were not just about survival, but about a life of peace and freedom, tolerance and diversity of opinion, a life of solidarity. Every investment in art and culture is an investment in the future. It is to be hoped that this realization will finally enter the minds of those who have assumed responsibility for society in their political mandate. That is why the 2020 Project, like many others, appeals to all those responsible not to lose sight of the fact that art and culture are not just crumbs falling off the pie of political and economic interests, but indispensable. „“

Zurück zu Natur

von Ingolf Heinemann (Auszug)

,,Mit ihren Landschaftsbildern macht die Künstlerin sich zur Fürsprecherin für den Erhalt und den sorgsamen Umgang mit der Natur als unserer Lebensgrundlage. „Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen die Natur.“ Vor dem Hintergrund des rasanten Klimawandels dient ihr die Landschaftsmalerei als Transportmittel für diese Botschaft. Dabei geht es ihr nicht allein um die Darstellung der Schönheit. Sie möchte uns vor allem die Augen öffnen und sensibilisieren für die Verletzlichkeit unser Umwelt und die Notwendigkeit, Natur zu schützen, damit wir uns nicht den Ast absägen, auf dem wir alle sitzen.“


With her landscape paintings the artist makes herself an advocate for the preservation and careful handling of nature as our basis of life. “Nature doesn’t need us, we need nature. Against the background of rapid climate change, she uses landscape painting as a means of transport for this message. She is not only concerned with the representation of beauty. Above all, it wants to open our eyes and make us aware of the vulnerability of our environment and the need to protect nature so that we do not cut off the branch on which we all sit.“

no. 242

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

no. 243

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

no. 222

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

no. 232

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

no. 244

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

no. 213

Tusche auf Karton
15 x 15 cm

Die Natur kann ohne uns – wir können nicht ohne Natur.

„2020 – state of mind I“, Seite 16

Craftschöpferey

Kurswerkstatt für künstlerische Druckgrafik

Als Gesellin der Drucktechnik, genauer gesagt Druckformherstellerin, habe ich die Zeit in der „craftschöpferey“ mit Chefin Julia Vogel sehr genossen. Wir hätten stundenlang über alte Produktionsweisen und die gute alte Zeit in der Druckerei philosophieren können. Auch über die nicht so gute Zeit. Schließlich hat kurz nach Beendigung meiner Ausbildung 1989 die Insolvenzwelle in der Drucktechnik so richtig an Fahrt aufgenommen. Im rasanten Tempo kam neue Technik auf den Markt. Kaum ein Betrieb konnte da mithalten. Und wenn man dann irgendwann die digitale Umrüstung versäumt hatte, dann hatte sich die Firma selbst ins Off katapultiert. (RuthEECordes)

As a qualified worker in printing technology, I really enjoyed my time in the “craftschöpferey” with boss Julia Vogel. We could have spent hours philosophizing about old ways of production and the good old days in the print shop. Even about the not-so-good time. After all, shortly after I finished my training in 1989, the wave of bankruptcies in printing technology really picked up speed. New technology came on the market at a rapid pace. Hardly any company could keep up. And if one had missed the digital conversion at some point, then the company had catapulted itself into the off. (RuthEECordes)

Julia Vogel
craftschöpferey
Schierbrocker Mühlenweg 11
27777 Ganderkesee
mobil: 0174.4583558
kurse@craftschöpferey.de
www.craftschöpferey.de